I.
Das Ferrarirote ist grantig. Tüchtig rollt es landauf, souverän rollt es landab. Sogar der Trainer, findet das Ferrarirote, ist, für sein Alter halt, gar nicht so übel in Schuss. Und doch: Keiner erfährt´s. Keine Notiz in den öffentlichen Chroniken, kein Posting in den sozialen Netzwerken. Kein Blog. Nichts im Print. Die Television? Blackout. Selbst auf CNN ewig kein Beitrag mehr.
Das Ferrarirote ist besorgt. Sein Marktwert sinkt, der Weltruhm verblasst. Oh wie schnöde eitel, dieser Ruhm, wie vergänglich! Aus dem Facebook, aus dem Sinn. Mag sein Lebensrahmen auch noch so carbongehärtet sein, das Ferrariote geht den Weg des Fleisches.
Freilich, den geht auch der nun wohl endgültig verflossene Kanzler der Republik. Der will es zwar noch nicht so recht wahrhaben, wird es aber in den nächsten Wochen und Monaten, recht schmerzlich, ist anzunehmen, erfahren. Kann aber das, einem Kaliber wie dem Ferrariroten, ein Trost sein? Dass einer aus der Mediokrität aufgestiegen ist und dann, wenig überraschend, zurücksinkt in die Unterdurchschnittlichkeit?
Da hat man sich so redlich bemüht! rechtet das Ferrarirote mit dem Trainer. Hat sich, und das ohne hübsche Frisur einer nicht ganz so hübschen Meinungsforscherin, redlich und bieder eine veritable mediale Karriere aufgebaut. Hat es nicht bereits das gesamte Mürztal, gut fünfundsiebzig Kilometer von der Mündung in Bruck, am Bösen Weibl vorbei, bis auf den Lahnsattel hinauf, euphorisch gefeiert?
Ein Star! Ein geborener Stern im tiefen, unendlich blauen Himmel. Und doch: einer mit Bodenhaftung. Das mag man gern. Das Ferrarirote, sagt man anerkennend, bleibt seiner Heimat treu. Obwohl es so gefragt ist. Obwohl es überall hinkönnte. Obwohl es jederzeit und allerorts mit Handkuss genommen würde. Das Ferrarirote ist berühmt, wissen wir, da haben wir gar keinen Neid, sagen die wie Blei veransässigten, die wie Giersch verwurzelten Mürztaler. Das Ferrarirote wird nie übermütig. Es bleibt, was es ist: eines von uns.
Ja, selbst Graz, die so berühmte und wirkunsmächtige Metropole am grünen Band der Mur, mit seinem ewig gültigen innerösterreichischen Sendungsanspruch, hat das Ferrarirote gnädig in seinen allseits fruchtbringenden Mäzenenschoß gezogen. Hat ihm, dem Ferrariroten, ein wenig von dem eigenen blauen Städteblut abgegeben, gerade jetzt, wo die Hauptbrücke endlich wieder Erzherzog-Johann-Brücke heißen darf. Hat den hocherwürdigen Saft der Traungauer, der Babenberger, der Habsburger, der Attems, der Eggen- ebenso wie der Stubenberger jovial auch ein wenig durch die proletarisch-roten Carbonrohre tröpfeln lassen.
Graz hat ihm zugezwinkert, dem Ferrariroten, dem tüchtigen Aufsteiger, in fürstlicher Gnade, wenn es eingerollt ist, aus dem rauen Oberland. Ein wenig die Augenhöhe spüren lassen, die es ja doch nie erreichen wird können. Weil es ja, und das kommt immer so gut an bei den Untertanen, weil es ja so beliebt und überhaupt ein Volksheld ist. Und mag es auch aus der Gosse gekommen sein. Stehn S´ doch kommod, Ferrarirotes!
Was macht es da schon, dass der Vizehäuptling dieser schönen Stadt, auch schon wieder verflossen, die Gier ist halt ein Ferkel! dem Ferrrariroten und anderen vagabundierenden Habenichtsen dieser Welt von den Plakatwänden gedroht hat, Graz könne diesem wanderlustigen Gesindel nie Heimat werden? Lächerlicher Schmafu. Wenn du das Zeug zum Star hast, bist du überall willkommen. Wirst du adoptiert, so schnell kannst du gar nicht schauen. Bleibst du selbst rassentechnisch unbeanstandet. Da wirst du geadelt, zum Autochthonen, per Akklamation des jubelnden Volkes. Als wärst du im Gries aufgewachsen. Oder gar auf der noblen Ries.
II.
In seinen Gedanken an die noble Vergangenheit, des Landes und seiner eigenen, rollt das Ferrarirote nun durch das weniger noble Vordernbertal. Traditionelle Heimstatt der Donawitzer Arbeiter. Das Ferrarirote fühlt sich wenig gefordert. Der Trainer, hingegen, der schnauft. Die Straße steigt, sanft aber stetig, wie das Städtchen Trofaiach selbst, das sie gerade passieren, unter seinem umtriebigen Bürgermeister.
Auch hier war einst, als der faule Trainer noch nicht so faul war, das Ferrarirote bekannt wie ein bunter Hund. Ja selbst weit über Vordernberg hinaus, über die wenig durchlässige, zuweilen geradezu gusseiserne Wasserscheide des Präbichls, hat sich die aufregende Kunde verbreitet: Sie kommt, sie kommt! Die blitzrote Sensation.
Früher, ja früher! Früher, als sich der Trainer noch nicht zu gut war, Postings und Blogs über die ferrariroten Heldentaten abzusetzen, hätte sich, wohl schon bei der traditionell verbeulten, mittlerweile geglätteten Ortstafel: Eisenerz das Bergmannsvolk jubelnd versammelt.
Da hätte sich gewiss auch die berühmte Eisenerzer Blasmusikkapelle eingefunden und das noch berühmtere Ferrarirote, vielleicht auch den Trainer, ein wenig Schatten des mächtigen Ruhms darf ja auch auf ihn fallen, mit einem deftigen Marschierboarischen begrüßt. An der Spitze der weit über die engen Grenzen der hochaufragenden Eisenerzer Berge berühmte, wenn auch lange nicht so berühmt wie das Ferrarirote, Bergkapellmeister. Der mit dem schweren langen Taktstock.
Diesen mächtigen Küskar, diesen feisten Tambourmajorsstecken, muss, so haben das Ferrarirote, wohl auch der eine oder andere Besucher des berühmten Eisenerzer Ledersprungs, wenn die Gedanken bei manch` langatmigen Dankesreden noch kurzatmiger Jungehrenbergleute nach dem aufregenden Hüpfer über das Arschleder abschweifen, immer vermutet, gewiss der Wassermann höchstpersönlich aus dem saphierkalten Leopoldsteinersee getaucht haben.
Als mildtätiges Almosen. Als Draufgabe. Weil er so viel Mitleid gehabt hat, der Wassermann, mit den bedächtigen Eisenerzern, die sich so übervorteilen haben lassen. Und ihm, dem großzügigen Geisterwesen, nur einen Erzberg mit Eisen, wenn auch für immerdar, abgepresst haben.
Und nicht einen Erzberg aus Silber für zehn Jahre. Oder gar einen Erzberg aus Gold für ein ganzes, aber erfreulich kurzes Jahr. Den hätten sie, die rechtschaffenen Eisenerzer, statt jahrhundertelang sich mit dem Eisenklumpert und dem vielen tauben Gestein herumschuften zu müssen, bequem mit dem Hauly zum Goldtonnenpreis abbauen können. Und dann Urlaub! Tausend Jahre Leibrente. Wer seine Chancen nicht nutzt, bestraft die Geschichte. Und das Arbeitsleben sowieso.
Und wäre der Trainer nur ein wenig verlässlicher gewesen, in der medialen Vermarktung des ferrariroten Ruhms, hätte man ihr, der ferrarioten Sagengestalt, auch die Kinder der Eisenstadt zusammengefangen. Wie weiland der Rattenfänger für seinen Babykreuzzug. Hätte ihn, den hoffnungsfrohen Nachwuchs, grausam von seinem Nintendo Switch getrennt. Und sie aufgestellt, in Reih und Glied, die neugierigen Kinderlein, und sie strammstehen lassen, wie die Knappen in ihrer blütenweißen Maximilianstracht vor dem gezückten Säbel des Bergoffiziers am Barbaratag. Habt Acht! Abmarsch! Zur Kirche.
Und kleine Fähnchen hätte man sie schwingen lassen, die, zahlmäßig so geschrumpfte Stadtjugend, rot-weiß-rot. Die Buben ein wenig steif, zugegeben, in ihrer ungewohnten Festtagskleidung aus dem Leobener City Shopping, nicht weit weg, in Luftlinie halt, aber ziemlich viel drüben, nämlich über dem Berg. Immerhin, findet das Ferrarirote, ein gutes Haltungstraining. Wer einmal einen Bergkittel, hohles Kreuz, Brust heraus! also korrekt tragen will, kann mit dem Üben gar nicht früh genug beginnen.
Keine Tracht, im Übrigen, dieser Kittel, sondern eine Uniform. Das muss man hier wissen, in Eisenerz, schon gar, wenn man sie tragen darf. Auch jeden einzelnen Goldknopf am schwarzen Wams muss man, sachkundig und in jedem Detail, erklären können, will man nicht unverzüglich ausgewiesen werden.
Abgeschafft über den Erzbach, die Enns und die Donau hinunter ins Transsilvanien des blutrünstigen Pfählers. Wie einst die ungläubigen Protestanten, von der frommen Kaiserin Maria Theresia. Und die armen Gigoletten, weil sie am Markt nur ihren Körper zu verwerten hatten. Sowas hat hat halt die Landesmutter, die frankophone Grande Dame pas amusé.
Selbst der Trainer hat sich einen solch würdigen Kittel unlängst anmessen lassen dürfen. Auf der anderen Seite des Berges allerdings, von den Seegrabener Bergleuten. Der Trainer, muss das Ferrarirote jetzt ein wenig Mitleid üben, war halt immer eher von der Kohlenpartie. Zweite Klasse. Dass ein solcher Braunkohlekittel nicht mit einem Originalerzkittel vom Erzberg zu vergleichen ist, weiß jeder stolze Eisenerzer. Auch wenn er das niemals zugeben würde. Man hat ja schließlich Anstand.
Was hat er sich doch gewehrt, der Trainer, Jahre und Jahrzehnte, gegen jede Tracht? Gegen eine Uniform, die sowieso? Und jetzt freut er sich wie ein kleines Kind, dass es abends wieder früher dunkel und spät im Jahr wird und er bald schon wieder seinen Kittel ausführen darf. In knapp einem Monat, am vierten Dezember, dem Tag der heiligen Barbara. Der gute Mann, schüttelt das Ferrarirote den Kopf, ist ein einziger Widerspruch.
Und die kleinen Mädchen in ihren hübschen trachtigen Kleidchen? Uniform tragen hier ja nur die weiblichen Ehrenbergmänner. Die Dirndeln hätten ihr Mündchen gar nicht mehr zugekriegt. Hätten voll der Bewunderung und antizipierenden Hingabe ihre blitzenden Äuglein vom blitzsauberen Ferrarioten kaum abwenden können.
Allzeit bereit, ein paar Blümchen zu reichen. Auf dezentem Zuwink der flott-modernen Elementarpädagogin, die, auch so süß mit ihrem anlassgerecht besonders hübsch geflochtenen Haarkranz, umsichtig, wie man ihn in diesem nebelfreien Talkessel von Innerberg nun einmal ist, ihre süßen Küken längst auf den hohen Besuch vorbereitet hat.
Oder sie hätten, die süßen Maiden, gar ein erbauliches Gedicht aufsagen dürfen. Oder, weil das in der Regel bei Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens wesentlich besser ankommt als die altbackene Reimkunst, einen der heimischen Bitterkrautschnäpse gereicht.
Wie hätte sie doch, die lieblichere Hälfte des Volkes, das Heldische dieses Augenblicks genossen! Mit einem ersten Anflug der warmweichweiblichsten Erotik, die allem Heldischen gebührt. Was auch im Leben so alles noch passieren mag, diese Sternstunde der Menschheit kann uns niemand mehr nehmen. Ferrarirotmania!
Die feierliche Andächtigkeit dieses lichthellen Tages kann selbst der Trainer nicht trüben. Der schwankt, wie so oft, recht unästhetisch und damit peinlich unheldisch, im Sattel. Diesmal, leider, besonders auffällig, weil ihm, in den rasanten Kurven vom Präbichl hinunter in die Wiege des industriellen und zivilisatorischen Aufbruchs des Landes, der Welt sowieso, ziemlich schlecht geworden ist.
III.
Genauso hätte sich das abgespielt, ist das Ferrarirote überzeugt, hätte der Trainer seine Hausaufgaben nur gemacht. Schreibblockade? Dass ich nicht lache! Reine Schutzbehauptung. Was soll man von einem Winkeladvokaten auch anderes erwarten? Glaubt, der Trainer, er könne seine Verantwortung klein reden?
Seine schwere Schuld, dass der Ruhm des Ferrarioten in den letzten Wochen vergilbt ist, grad so wie die Blätter eines bäuerlichen Almanachs, herausgefallen aus dem schlechtgebundenen Exemplar im Eisenerzer Bürgerschrank. Aufgelegt im Jahre 1902, im Gotteskaisergnadenort Mariazell. Und im schweren Büßerrucksack, Erbsen in den Goiserern, herangeschleppt auf einer der legendären Wallfahrten, über die Aflenzer Staritzen, den Hochschwab und die elend lange Pfaffing.
Oder aber verwelkt, dieser Ruhm, wenn dem Ferrariroten nun schon einmal die stimmigsten Metaphern zufliegen, verwelkt wie eine Primel im späten April, auf den sonnigen Kalkgraten des Pfaffensteins. Aber, wenn die Glorie, fliegt dem Ferrariroten neben der Metapher nun auch die Hoffnung zu, so schnell vergeht, kann sie doch wiederkommen? Vielleicht gar noch unvermuteter, als sie verblichen ist? Wer weiß, vielleicht mag sich das gewendete Blatt nochmals wenden?
IV.
Die Hoffnung lebt, der Trainer biegt ab. Er wendet das Ferrarirote steil hinauf zur Eisenerzer Oswaldikirche. Ein Tabor. Eine Kirchenburg, die besterhaltene in Österreich. Vielleicht schafft der Taugenichts ja wieder mal ein paar Zeilen? schickt das Ferrarirote sein Stoßgebet hinauf in den teilnahmslosen Himmel.
Zu einem teilnahmslosen Gott. Und selbst den der Trainer beharrlich leugnet. Ein paar Zeilen, gütiger Gott, ein paar Zeilen nur! Und diesmal vielleicht, ein Wunsch, der ohnehin nicht gehört wird, darf auch ein wenig größer sein, etwas Originelleres als den üblichen Schund?
Die Kirche am Vogelbichl, einen Ausläufer des Erzbergs, ist spätmittelalterlich. Spätgotisch, an der Wende zur Renaissance. Aus einer jüngeren Studie weiß der Trainer, weiß er aus seinem schlauen Büchl, ist die Kirche das einzige noch erhaltene Monument des einst so stolzen Protestantismus vor der Gegenreformation in der Steiermark.
Das Gotteshaus wurde, unter Friedrich dem Dritten, die, in diesem Blog bereits mehrfach erwähnte, zähe Erzschlafmütze, so stark befestigt, mit mächtigen Mauern und mächtigen Gräben, weil man die Türken fürchtete. Die begannen Mitte des 15. Jahrhunderts ihre ausgedehnten Raubzüge in das Habsburger Reich, vor allem auch in die Steiermark. Damit kamen sie den Raubzügen der Habsburger zuvor, die in alle Landen vorstießen, die für eigene Raubzüge zu schwach waren.
Die Türken blieben zwar aus, kamen gar nie nach Eisenerz, aber später musste man die Protestanten gewaltsam herausschießen, aus dieser Kirchenburg. Dort hatten sie sich verschanzt, die gottlosen Lutheraner, in letzter Verzweiflung vor Gegenreformation und Vertreibung. Eine feste Burg sei unser Gott!
Aber, was für ein Gott? Welche Burgen baut dieser Gott, und vor allem gegen wen? Der altzeitgestrenge Martin Brenner, Bischof von Seckau, kniete nieder vor seinem mächtigen Altar mit seinem mächtigen Kreuz mit seinem mächtig gemarterten Heiland in seinem mächtigen Dom im mächtigen Gebirge der mächtigen Seckauer Tauern. Und er befand: Die Protestanten sind noch schlimmer, der Gnade noch unwürdiger als die Türken. Eine wahre Geisel seines mächtigen Gottes. Christen eben. Und damit allein schon viel verdächtiger als die Muselmanen mit ihrem auch nicht ganz unmächtigen Konkurrenzgott. Die tragen ihren Allah wenigstens nicht so unverfroren in das ureigene Haus der Christen, das nun einmal nur die unfehlbare Kathedra eines rechtgläubigen Katholiken beherbergen kann.
Die zahlreichen Bücherverbrennungen, die willkürlichen sozialen und wirtschaftlichen Repressalien gegen die lutherischen Sturschädeln begannen bald zu greifen. Um 1600 waren die Unruhestifter, die auch vor Bauern- und Knappenaufständen nicht zurückschreckten, weil sie, vermessen und anmaßend wie sie waren, glaubten, es könnte auch einmal besser werden, im Großen und Ganzen gleichgeschaltet.
Und wenn ein Restschädel besonders stur war? Dann legte man ihm halt ein paar Soldaten „ins Quartier“. Spätestens wenn die das Geschäft des Bischofs ordentlich erledigten, die Hausfrau vergewaltigten, die Kinder schnalzten und im Übrigen bis in die Früh soffen wie die Löcher, war der letzte Trutz gebrochen. Nur ein paar Familien lebten ihre Häresie weiter, eisern und unerschütterlich wie der Erzberg, im Geheimen freilich, die Luther-Bibel gut versteckt unterm Dachfirst, bis zur „Toleranz“ anno Domini 1781.
V.
Die Oswaldikirche zeichnet sich durch ihren kunsthistorisch bedeutenden Bau und die originelle Schönheit der Ausstattung aus: die „farbigen Schildereien“ von „Meister Jakob“, der Altar vom „Meister der Oswaldlegende“, der Chor vom „Meister Thoman“, der Turm vom „Meister Ehrhart“ und dessen Sohn Peter.
Die Geschichte klingt noch nach in den Seelen der beiden Vaganten, der verknöcherten, spiritualitätsresistenten Seele des Trainers, der carbonharten, aber ferrarirot flammenden Seele des Ferrariroten, als sie wieder den Präbichl und das Vordernbergertal hinunterrollen. Jetzt muss der Trainer zwar nicht mehr ganz so viel schnaufen, aber die Müdigkeit merkt man ihm an. Beim Schloss Friedhofen in Sankt Peter am Freienstein machen die beiden noch einmal Halt. Unter der prächtigen Linde streckt der Trainer behaglich seine Glieder.
Dann schaut er nach in seinem schlauen Büchl, was es denn da so gäbe, in diesem hübschen Schloss, käme man nur hinein. Eine bedeutende Stuckdecke ist erwähnt. Hinweise auf die Kunstschaffenden fehlen hingegen gänzlich. Na, sagt der Trainer, kein Schaden. Auch die Sehnsucht nach Kunst und Kultur darf sich irgendwann erschöpfen.
Und, fragt er, der auch nicht uneitle Trainer, süffisant das Ferrariote, wie geht´s dir mit deinem Ruhm? Und, vor allem, weil´s mich einfach nur so interessiert, mit dessen Verblassen?
Das Ferrarirote schaut versonnen, gar nicht provoziert, in die dunstige, abendwerdende Ferne. Es rekapituliert die ruhmvollen Gestalten aus der Vergangenheit, die sie heute angetroffen haben, auf dieser lehrreichen Reise: den Friedrich und den Maximilian, den Thoman und den Ehrhart. Den Peter nur nicht vergessen. Und den Jakob. Namen. Wie Schall und Rauch. Und im schönen Friedhofen, am schönen Freienstein, fehlen in der Chronik selbst solche.
Das Ferrarirote seufzt. Ihm schwindelt ein wenig, irgendwie fühlt es sich müde. Fast so ermattet, muss es zugeben, wie der wenig belastbare, eigentlich immermüde Trainer. Der Ruhm? fragt es gedehnt. Morgen. Heute gehen wir einfach nur pennen.