Ist die Ukraine, seit ewigen Zeiten schon, ein „failed state“? Zu diesem Schluss gelangt der Verleger Hannes Hofbauer, der gemeinsam mit Stefan Kraft das Buch „Kriegsfolgen“ herausgegeben hat.
Oder, wie ukrainische Intellektuelle, im Exil in Wien der 1920er Jahre, selbstkritisch und resigniert seufzten: Was stimmt mit uns Ukrainern nicht, dass wir aus eigener Kraft keinen freien demokratischen Staat schaffen können?
Die Ukraine. Über Jahrhunderte unterdrückt, ausgebeutet, zerrissen. Wer aufgemuckt hat, ob auf Seite der „Guten“, ob in verbrecherischer Kollaboration mit dem „Bösen“, ob mit rationalem Kalkül, ob in sinnloser Verzweiflung, wurde niedergeknüppelt. Verhaftet und deportiert. Oder zynisch, im stalinistischen Holodomor 1932/33, systematisch zu Tode gehungert.
Das Buch „Kriegsfolgen“ ist der Gegenspiegel zur westlichen Erzählung. Das muss den Sozialliberalen, der mit am Podium sitzt, auf das Heftigste provozieren. Weil der in Demokratie und Verrechlichung, bei all den gegebenen Defiziten, die wahren Garantien für Freiheit und Frieden sieht. Werte, die auch verteidigt werden müssen. Wenn es nicht mehr anders geht, sogar mit Waffengewalt.
Hat „der Westen“ die legitimen Interessen Russlands in der Ukraine und dessen Sicherheitsbedürfnisse nicht ausreichend respektiert, wie Autor Hofbauer ins Treffen führt? Oder ist nicht vielleicht die Perspektive von Tanja Maljartschuk stimmiger?
Russland, fragt die ukrainische Schriftstellerin und Essayistin angesichts des brutalen Angriffskriegs des „starken Mannes“ Putin auf die Ukraine, wozu? Russland, du bist ein großes und reiches Land! Wozu, zum Teufel, brauchst du auch noch unsere Ukraine? Und unser Geld?
Das Publikum in Wien-Donaustadt - „Kultur im Wohnzimmer“ heißt der Veranstaltungsrahmen - geht leidenschaftlich mit. So muss es sein! Noch dürfen wir hier sagen, was unsere Überzeugung ist.
Im Gegensatz, im Übrigen, zur Diktatur Putin.
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